Im Kosmos der Gedankenwelten
Es hat alles seinen tieferen Sinn



Inhaltsangabe

1. Heute nicht
2. Der blinde Bettler und der Poet
3. Die armen Reichen
4. Am Anfang war das Tischgebet
5. Glückserbsen




1. Heute nicht

Im Ruhestand, doch ganz allein,
da führt der Weg sehr oft ins Heim,
und nach des Lebens Schaffenskraft
bleibt nichts, nur die "Gefangenschaft".
Zwar werden alle alten Leut
hier liebevoll und gut betreut,
aber es ist nicht viel geblieben,
von der Familie, all den Lieben,
den guten Freunden, die ein Segen
und wichtig waren hier im Leben.

Herr Schultze, einer der Senioren,
vor neunzig Jahren schon geboren,
ist noch recht flott auf seinen Beinen,
vom Geist her muss man dies verneinen.
Durch seine angenehme Art
bleibt ihm manch strenger Ton erspart,
und in dem Zimmer, schlicht und klein,
lebt er schon Jahre ganz allein.
Oft wird’s um's Herz ihm bang und schwer,
dann flieht in dies Refugium er.

Seit Jahren,  wer kann es verstehn,
wurd kein Besuch bei ihm gesehn.
Nie hat er einen Brief erhalten.
Das Telefon ließ man abschalten.
Doch da gab's dieses Ritual,
tagtäglich, wie schon tausendmal.
Kurz nach dem Frühstück fragt er brav,
wenn er Schwester Ulrike traf:
"Habe ich Post – ach,  bitte schön!
Könnten sie einmal kurz nachsehn."

Die Frage war zwar stets die selbe,
die er der Schwester morgens stellte.
Doch ihre Größe zeigt sich jetzt,
wie sehr sie alte Menschen schätzt,
damit ihnen, trotz Altersbürde,
ein Rest verbleibt von ihrer Würde.
Er war wie immer aufgeregt.
Hat man ihm Post ins Fach gelegt?
Sie lächelte, versprach zu gehen,
um in dem Postfach nachzusehen.

Natürlich war der Schwester klar,
dass da kein Brief zu holen war.
Sie kam nach einem Augenblick
ohne erhofften Brief zurück.
Trotzdem entmutigt sie ihn nicht:
"Leider, Herr Schultze, HEUTE NICHT.
Doch machen sie sich keine Sorgen,
wenn heute nicht, dann kommt er
morgen".
Und weil er jetzt so traurig war,
strich sie ihm zärtlich durch sein Haar.

'ne Schwester, wie Ulrike war,
gibt es nicht viele, sie sind rar.


Dieses Gedicht beruht zum Teil auf 
eigenen Erfahrungen mit meiner Mutter.


2. Der blinde Bettler

Ein Bettler sitzt am Straßenrand,
und hält ein Schild in seiner Hand.
Doch alle eilen schnell vorbei,
der Mann ist ihnen einerlei.
Nur einmal hält bei ihm ein Kind,
das liest ganz leise: "Ich bin blind".
Dann schaut es in den Hut hinein.
Ein  Cent liegt dort – "einsam" allein.


Nach Stunden bleibt dann jemand stehn,
der Blinde kann ihn zwar nicht sehn,
doch bittet er etwas zu spenden,
der Tag könnte sonst hungrig enden.
Dieser Passant, selbst mittellos,
erklärt, ein Künstler sei er bloß,
ein Dichter, da ist Bares rar,
zu niedrig sei das Honorar.

So im Gespräch entsteht Vertrauen,
beide beginnen aufzutauen,
sprechen vom Schicksal hier im Leben,
von Höhen, Tiefen eines jeden,
und dass man leicht daran zerbricht,
gäb's Glaube, Hoffnung, Liebe nicht.
Sodann meint schließlich der Poet:
"Für den Erfolg ist's nie zu spät".

"Gib mir dein Schild, bevor wir scheiden,
ich will darauf noch etwas schreiben."
Bald reicht er es ergänzt zurück
und wünscht dem Blinden noch viel Glück.
Den Dichter sieht man weitergehn,
er wird den Blinden nie mehr sehn,
obwohl, das sei noch angeführt,
schien man wohl beiderseits gerührt.

Doch schon nach ein paar Augenblicken
hört man die erste Münze klicken.
Noch eine fällt, und immer wieder,
fallen die Geldstücke jetzt nieder.
Und viele von den so Verkannten
sind jetzt freigiebige Passanten.
Was ist der Grund für diesen Segen,
fragt sich der Bettler fast verlegen?

Und wieder steht das Kindlein da.
Der Blinde fühlt es offenbar.
Das schaut zum Schild und dann zum Hut,
da fragt der Bettler wohlgemut:
"Siehst du ein Schild hier bei mir stehn,
dann lies mal, was ist dort zu sehn?"
Das Kind mit seinem sanften Wesen
begann ihm langsam vorzulesen:

"Der Frühling kommt, wie wunderschön,
ich aber werde ihn nicht sehn".



3. Die armen Reichen

Ein Vater von sehr reichem Stand
fuhr mit dem Sohn hinaus aufs Land,
um ein paar Tage, abgelegen,
mit armen Bauersleut zu leben.
Die Absicht war, dem Sohn zu zeigen,
das Glück wird arme Leute meiden.
Wohlstand und Reichtum kommt dagegen,
der Glücksfee sehr viel mehr entgegen.

Die Zeit war um, sie fuhren heim,
da war er mit dem Sohn allein
und fragte ihn, hast du erkannt,
wie arm man lebt dort auf dem Land?
Wir können wirklich glücklich sein
in unserem komfortablen Heim.
Der Sohn, um Antwort nicht verlegen,
begann sodann wie folgt zu reden:

In uns'rem riesengroßen Haus
geht eine Katze ein und aus.
Auf dieser Farm zählte ich vier
und noch viel anderes Getier:
Rinder und Pferde, Federvieh,
auch die drei Hunde fehlten nie.
Ja,  die gesamte Kreatur
lebt dort im Einklang zur Natur.

Siehst du den Pool draußen im Garten?
Er ist steril, weil wir ihn warten.
Die Farm lag nahe einem See,
etwas darüber auf der Höh.
Das Wasser, sauber, ohne Chlor,
die Wiesen blühten bunt davor.
Man konnte angeln, paddeln, schwimmen,
begleitet von den Vogelstimmen.

Hier siehst du nur die Häuserfront.
Die Farm blickt bis zum Horizont.
Hier leuchten Lampen hell im Dunkeln,
dort sieht man nachts die Sterne funkeln.
und alle Menschenherzen strahlen.
Glück kann man nicht mit Geld bezahlen,
Auch wohnt es nicht in jedem Haus.
Bei uns zog es schon lange aus.

Für seinen Vater, den er mag,
war der Befund ein herber Schlag,
War doch das Ziel, das er verfolgte,
am Ende anders, als er wollte.
Aber nach diesen letzten Zeilen,
wird wohl auch er
die Ansicht seines Sohnes teilen:


"Ich danke dir, denn ich war blind.
Jetzt weiß ich erst, wie arm wir sind."



4. Am Anfang war das Tischgebet

Des Sonntags um die Mittagszeit
duftet die Bratenköstlichkeit.
Denn Menschen müssen, um zu leben,
Speise und Trank dem Körper geben.
Damit sie dies auch nicht vergessen
ermahnt der Hunger sie zum Essen,
und man verlangt bei leerem Magen
Abhilfe für das Unbehagen.

Dies steigert sich zur Seelenpein,
kriegt man nicht endlich Brot und Wein.
Und niemand, sage ich vermessen,
wird sich bewusst beim Bratenessen,
wie hochkomplex und kompliziert,
ist das, was da in uns passiert.
Die Wissenschaft will es ergründen
und forscht, Erklärungen zu finden,
doch niemals wird es ihr gelingen,
ganz in dies Wunderwerk zu dringen,
und kleinlaut bleibt nur zu verkünden:
Dies Rätsel ist kaum zu ergründen.

Kein Wunder könnte größer sein,
als jeder Mensch für sich allein.
Mit seinen Augen kann er sehen,
die Schönheiten der Welt verstehen,
und das in bunter Farbenpracht.
Ohne zu sehen herrschte Nacht. 1)
Dank seiner Ohren kann er lauschen,
mit anderen Gedanken tauschen.
Bei Taubheit wäre um ihn her,
nur Grabesstille, sonst nichts mehr.

Auch kann er tasten, riechen, schmecken,
und so die ganze Welt entdecken. 2)
Doch ein Geheimnis bleibt bestehen:
Wie Menschenleben neu entstehen.
Erst eine Zelle, dann Billionen 3)
mit unzählbaren Funktionen.
Sie alle sind komplett vernetzt
nach einem göttlichen Gesetz.
Dies alles ist schwer vorstellbar,
drum nimmt das Wunder keiner wahr.

Wie viel alle Organe leisten, 4)
ist nicht bewusst den allermeisten.
Das Herz schlägt in dem Menschenleben
rund vier Milliarden mal grad eben,
ganz ohne Wartung, Tag und Nacht,
(300) Millionen Liter Blut es schafft.
Zur Atemluft pro Tag die Zahl:
12000 Liter sind's pauschal.
Es geht von selbst und kein zutun,
ein Leben lang ohne zu ruhn. 5)

Wie konnte so etwas entstehen,
was musste da im All geschehen?
Der Wasserstoff im Weltenall
ein Element nach dem Urknall,
verschmolz durch Druck und Explosionen,
durch Super-Novas und Fusionen,
zu uns bekannten Elementen,
Materie-Baustein-Komponenten.
Milliarden Jahre sind vergangen,
erst dann hat Leben angefangen.

Das größte Wunder aller Zeiten,
das größte in des Weltalls Weiten,
das, was im Kosmos je entstand,
in unsrem Kopf Vollendung fand.
Unser Gehirn, es kann empfinden
kann denken und neues erfinden. 6)
Liebe und Hass, Angst oder Wut,
hier entsteht Freude oder Mut,
Und nebenbei ist garantiert,
dass unser Körper funktioniert.

Das ist wohl kaum zu überbieten,
und einzig auf der Welt geblieben.
Ein Zufall kann es auch nicht sein,
das muss etwas Besonderes sein,
das höher steht und weiterreicht
und dem Übersinnlichem gleicht.
Der Körper scheint dem Mensch gegeben
als Werkzeug, um danach zu streben,
abstrakt zu denken mit Verstand,
zu schau'n hinter des Daseins Rand.

Dabei entsteht, genial, erlesen,
zeitgleich unser geistiges Wesen:
Die Seele, die unsterblich bleibt,
geschaffen für die Ewigkeit.
Mit ihr und der Bescheidenheit,
die uns von Anmaßung befreit,
erkennt der Mensch, nicht nur als Christ,
dass außer ihm noch Größeres ist,
mächtiger schon seit Ewigkeit,
erhaben über Raum und Zeit.

Den Urgrund von unserem Sein
findet man hier wohl ganz allein.
Vielleicht ist's unser größtes Glück
kehren wir dorthin einst zurück.

Klick hier Faszination Mensch


1) 1 Million chem.Reaktionen hinter dem Auge innerh. 1 Sekunde beim Lesen;
    7Mio Farben kann das Auge unterscheiden
2) Wir ertasten einen hunderstel Millimeter
3) 100 Billionen Körperzellen sind im Körper vernetzt und verbunden 
     plus gleichviel Bakterien
    Jeden Tag sterben etwa zwischen 100 bis 200 Millarden Zellen und
     werden  durch neue ersetzt. Wir erschaffen uns jährlich neu. Unser 
     Körper  verliert töglich 200 Mrd rote Blutkörperchen und ersetzt  
     sie durch neue
4) Das Herz pumpt im durchschnittlichen Leben mehr als 300 Millionen 
     Liter  Blut; täglich. ca. 10.000 Liter, 100.000 Pulsschläge – 3 Mrd i. 
      Leben.
    Man besitzt ca. 100.000 km Blutgefäße
5) Wir veratmen 12.000 Liter Luft pro Tag
    300 Mio Lungenbläschen = 100 m² Fläche
6) Unser Gehirn besteht aus 100 Millionen Nervenzellen. es speichert 
    30 Mio     Gigabyte, das entspricht ca. 300.000 Festplatten
7) Jeder cm² Haut Mio Zellen, Schmerz-, Druck-Temperatur-Rezeptoren,
    Schweiß- Talgdrüsen, Nervenfasern, Blutgefäße
8) Schleimhäute des Dick-u.Dünndarms  ca. 400 m²


5. Glückserbsen

Ich kannte einst ein Mütterlein,
das schien stets gut gelaunt zu sein.
Trotz einem Leben, bitter hart,
hat sie mit Frohsinn nie gespart,
war allzeit lebensfroh geblieben,
aus ihr strahlte ein innerer Frieden.
Die Armut hat sie nie bedrückt.
Zwar war sie alt und ging gebückt,
doch wenn sie lachte kam's vom Herzen,
sie war stets aufgelegt zum Scherzen.

Das ging mir nicht mehr aus dem Sinn.
Ob ein Geheimnis sie umfing?
Ihr Wesen schien mir wundersam,
deshalb beschloss ich ganz spontan,
dieses Verhalten zu ergründen,
vielleicht konnt' ich Verborgenes finden.
Gesagt getan, ich klopfte an,
und als sie mir hat aufgetan
spürte ich gleich ihr gutes Wesen:
Ein Mensch, genügsam und erlesen.

Die Heimstatt war, in der sie weilte,
ein Raum, den sie bescheiden teilte.
Er wirkte ordentlich und schlicht,
an Wohlsein fehlte es ihr nicht.
Da habe ich sogleich verstanden,
hier ist Zufriedenheit vorhanden.
Das Einfachste, genau besehn,
ist meist das Größte, dazu schön,
meinem Empfinden nach das Klarste,
und meistens auch das Wunderbarste.

Jetzt war es Zeit, das war mein Streben,
ihren geheimen "Schatz" zu heben:
Die Quelle ihrer Fröhlichkeit,
trotz schwerer und oft harter Zeit.
Ich schaute sie neugierig an,
als sie verständnisvoll begann:
Leicht übersieht man Unscheinbares,
glaubt oft das Falsche und Unwahres,
Jedoch grad in den kleinen Dingen
die größten Freuden meist  entspringen.

Und nun, daran ist nichts geheim,
verrate ich mein Glücklichsein.
Wenn ich allmorgendlich aufsteh',
den neuen Tag durchs Fenster seh,
kullern rechts in die Manteltasche
'ne handvoll Erbsen durch die Lasche.
Wenn nun der  Morgen gut begann
weil ich der dunklen Nacht entrann,
wechselte rechts der Erbsen eine,
ins linke Mantelfach alleine.

Bei klarer Luft und Sonnenschein,
konnte ich nur noch glücklich sein.
Und wieder, auf bekannte Weise,
ging eine Erbse auf die Reise.
Noch viele folgten all den andern,
begannen flugs nach links zu wandern.
So sammelte ich Augenblicke
mit Menschen und deren Geschicke,
die Freude mir im Herz entfachten,
und schließlich richtig glücklich machten.

Dann, vor dem  Schlafengehen spät,
ist mein Tisch erbsenübersät.
Jede davon ein Glücksmoment,
jede eine Geschichte kennt:
Besuch der Freunde, Enkel, Kinder,
ein echter Rat, wertvoll nicht minder.
Viel Gutes konnte ich erfahren,
von Menschen, die behilflich waren.
So wurde mir ein "Schatz" beschieden,
mit ihm schlaf ich, glücklich zufrieden.

Und das leg jedem ich ans Herz,
denn es erspart manch Selenschmerz:
Zufriedenheit ist Glücklichsein,
man findet es in sich allein.
Niemand wird reich vom vielen Geld,
das sind die "Ärmsten" dieser Welt.
Denn reich ist nur, wer Edles ehrt,
was sich nie oder kaum vermehrt.





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