Im Kosmos der Gedankenwelten
Es hat alles seinen tieferen Sinn

Inhaltsangabe:

1. Segeln, ein Gedicht
2. Das Hafenkonzert




Weißer Karst und stille Häfen

Weißer Karst und stille Häfen
Weißer Karst, umspülte Klippen,
ein Geruch nach Meer und Fisch.
Salzgeschmack auf feuchten Lippen
und ein Wind, so herrlich frisch.
Blaues Meer, verträumte Hafen,
Dörfer, Inseln, ganz verschlafen,
malerisch und wunderschön -
Bilder, die wohl nie vergehn.

Schweift der Blick weg vom Gestade
übers weite blaue Meer,
zu den Buchten, grün wie Jade
und der Brandung, schäumend schwer -
Ziehen Segel, stolz und weiß
über silbriges Gegleiß:
da wächst in der engen Brust
heimlich Abenteuerlust.

Unten im geschützten Hafen
drängelt eng sich Mast an Mast.
An den Stegen Schiffe schlafen,
die nach langer Fahrt zur Rast.
Sieht man dort der Fischer Leben
und die Möwen, wenn sie schweben
in dem Nichts des Himmelsblaus:
lockt es uns auf 's Meer hinaus.

Hört man heftig steifen Wind
frech in Takelagen pfeifen,
wo er heulend Lieder singt
oder anfängt, dreist zu keifen.
Wenn dazu die Stander flattern
und beim Wenden Segel knattern,
ruft uns laut mit Windgebraus
ungestüm die See hinaus.

Abends vor der ersten Fahrt
lieg ich wach in der Kajüte.
Höre, wie ein Laufsteg knarrt,
hoffe, dass uns Gott behüte.
Wellen schwappen an den Rumpf,
klopfen stetig, weich und dumpf.
Rhythmisch wiegt das Schiff im Takt,
schaukelt sachte auf und ab.

Schon entrückt ins Reich der Träume,
hör ich lang noch lockere Fallen,
an die Masten, wider Bäume,
oft im Takt dagegen prallen.
Höre unsere Achterleinen,
die gequält zu stöhnen scheinen.
Angefesselt ächzt das Schiff
unter ihren zähen Griff.

Höre zwischen Schlaf und Wachen,
wie es durch die Spieren braust.
Böen frech im Drahtwerk lachen,
dass es manchen Seemann graust.
Wenn sie kurz hysterisch wimmern,
wieder jammernd dann verkümmern,
zittert ängstlich unsere Jacht.
Schaurig hallt es durch die Nacht.

Jeder Nacht folgt Licht und Leben,
jeder Morgen ist ein Start.
Heut erfüllt sich unser Streben,
endlich gehen wir auf Fahrt.
Guter Wind ist angesagt,
Frisch wird dieser Törn gewagt.
Möge glücklich er gelingen,
Sonne und viel Freude bringen.

Leinen los, den Anker auf,
klar zum Segelsetzen!
Heißt das Groß, zieht es hinauf,
setzt den letzten Fetzen!
Reißt die Fock aus, Schoten dicht,
Steuermann, fahr aus nach Sicht!
Leinen ordnen, Deck klarieren!
Kurs berechnen, navigieren!

Was sich jetzt dem Segler zeigt
wird stets Leidenschaft erwecken.
Rigg mit Groß, nach Lee geneigt,
krängend sie zum Himmel recken.
Alles Tuch steht prall im Wind,
alle Mann sind froh gestimmt.
In die Freiheit zeigt der Bug,
wie der Möwe freier Flug.

Achtern sinkt das Land ins Meer
und mit ihm die Alltagssorgen.
Gestern - das ist lange her,
fern von hier liegt weit das Morgen.
Hier zählt nur die Gegenwart,
reichlich Wind und schnelle Fahrt,
eine Crew, die unverdrossen,
die zu allem fest entschlossen.

Welch erhabenes Gefühl,
abseits aller Stressfaktoren,
fern vom menschlichen Gewühl
und von stinkigen Motoren.
Um uns glitzern nur die hellen,
silbrig schimmernd klaren Wellen.
Und der Wind streicht übers Meer,
trägt Legenden von weit her.

Denn nicht erst seit tausend Jahren
rauscht das Meer zu jeder Zeit.
Kämpft der Mensch mit den Gefahren,
wenn die See sich zornig zeigt.
Wenn sie brüllend Wasserberge
auftürmt um uns Menschenzwerge,
stark und mächtig aufbegehrt
und den Stolzen Demut lehrt.

Will man nach der Freiheit streben,
segeln übers weite Meer,
heißt es auch mal einsam leben,
wenn der Himmel wolkenschwer,
wenn in stürmisch dunkler Nacht
draußen man am Steuer wacht
und entfesselte Gewalten
eine Jacht für Spielzeug halten.

Doch zum Sturm erwächst nur selten
guter frischer Segelwind.
Auch wird in der Regel gelten,
dass die Tage sonnig sind.
Meist kann man vom Meer erlauschen.
das vertraute Wellenrauschen.
Diese Welt, erhaben, groß,
lässt den Segler nie mehr los.


Wir entdecken Fischerhäfen,
voll Romantik und Idylle,
Sicher wir Galeeren träfen,
herrschte noch Venedigs Wille.
Sehen Mauern, stolz und mächtig,
Festungsbauten, alt und prächtig,
die der langen Zeit getrotzt.
Vieles vor Geschichte strotzt.

Spät dann im verträumten Hafen
oder in der stillen Bucht,
wenn wir müde sind zum Schlafen
und die Welt den Frieden sucht,
taucht der Sonne rote Glut
in ein Meer wie dunkles Blut,
flutet in die in Seelenräume,
wandelt Tageslicht in Träume.

Jeder Tag muss einmal enden,
was auch immer er gebracht.
Frische Luft, das Halsen, Wenden,
hat uns heute müd' gemacht.
Schönes gab es zu erleben,
Neues wird es morgen geben.
Und das Schiff wiegt uns bedacht
in den tiefen Schlaf der Nacht.



2. Das Hafenkonzert

An Mallorcas Küste liegt südlich im Land
der schönste und weißeste Badestrand,
nahe dem Städtchen Sa Rapita,
mit schöner Marina und "dolce Vita".
Die Pier, ein lang gestreckter Bogen,
schützt uns vor hohen Meereswogen,
gewährt den Gästen, gut bewacht,
die ruhige und sichere Nacht.

Der Platz war knapp, als wir ankamen,
und uns'ren Liegeplatz einnahmen,
beäugt von vielleicht hundert Augen,
ob die Manöver auch was taugen.
Die Jungs beherrschten ihren Job:
Die Segel runter vom Mast-Top,
die Leinen raus und fest belegt,
damit das Schiff sich nicht bewegt,
das Sonnensegel aufgespannt,
denn hier ist man sehr schnell verbrannt.

Das Wichtigste, nicht zu vergessen,
noch 'ne CD vorm Abendessen
für alle Segler aufgelegt.
Die lieben Rock von früh bis spät ???
So denkt die Jugend in der Regel,
doch andere denken, diese Flegel,
wenn jetzt die Boxen schon erdröhnen,
wie wird man nachts genervt erst stöhnen.

Doch von Musik wird man nicht satt,
drum ging 's zum Essen in die Stadt.
Eine Paella mit viel Fisch
kam für acht Leute auf den Tisch.
Dazu drei Flaschen "Hierbas secas"
spendierte uns der Wirt "Ca'n Pepas".

Als der den Steffen essen sah,
das meiste von der Paella,
da gab er ihm, denn er mußt' stutzen,
zehn Windbeutel noch zum Verputzen,
dann einen Berg kandierter Früchte,
zu seh'n, ob nun das Vielfraß flüchte.
Für Steffen war das kein Problem.
Kein Krümelchen ließ dieser stehn.
Drum heißt er, salvo titulo,
jetzt: "El candito gigantiko".

Und dann, spät nachts, zum guten Schluss,
die Story mit dem Musikus.
Zurück bei lauer Nacht im Hafen,
dort hatte niemand Lust zum Schlafen.
Man saß im Boot, vergnügt und heiter.
Der helle Mond zog langsam weiter.
Romantisch war die Atmosphäre.
Silbriges Glitzern auf dem Meere.
Vom Land zirpten Zikaden rüber,
da läuft das Herz auch schnell mal über,
man möchte lachen oder singen,
das Glück auch andern näher bringen.

Und dieser menschlich starke Drang,
kam auch bei uns plötzlich in Gang.
Der Steffen war 's, der sich erbot,
Solist zu sein auf unserm Boot,
und wenn der Alex ihn begleite,
ihm viel Vergnügen dies bereite.
So flogen Finger über Tasten,
ganz lieblich klang 's bald durch die Masten.
Dann war das Werk uraufgeführt.
Gibt's jetzt Applaus, wie sich 's gebührt?

Und da gab's viel zu später Stund,
fast aus dem ganzen Hafenrund.
Das Beifallklatschen, Rufen, Raunen,
ließ unsre Crew nicht minder staunen,
war Ansporn und Impuls zugleich.
Es folgte Stück auf Stück sogleich.
Der Hafen wurd zum großen Chor,
man sang froh mit, wir sangen vor.

Am andern Tag, am Kai entlang,
sprach mich fast jeder Skipper an:
Ob das Konzert in dieser Nacht
von meinen Jungs ward dargebracht ?
Denn allen dünkte erst mit Schrecken,
nur lauter Rock wird uns nachts wecken.
Dass junge Menschen musizieren,
ein Hafenkonzert initiieren,
wer hätte gestern dran geglaubt,
dass unsere Jugend dazu taugt.